Pressemitteilung
Magistrat der Stadt Groß-Umstadt
Gemeinsamer Pressetermin der Gemeinden Groß-Umstadt, Mömlingen, Schaafheim und dem Markt Großostheim
21.12.2023, 9.30 Uhr im Rathaus Schaafheim, Bürgersaal Löwen, Wilhelm-Leuschner-Straße 3
Wie bereits durch die öffentliche Berichterstattung zu erfahren war, beabsichtigen die Kommunen Großostheim, Mömlingen und Schaafheim gemeinsam an der Landesgrenze den Windkraftstandort „Bachgau“ zu entwickeln. Die Gemeinden haben deshalb verabredet, eine gemeinsame Absichtserklärung über die Ziele abzuschließen sowie ein Auswahlverfahren für ein Projektentwicklungsbüro zusammen vorzunehmen.
Der Groß-Umstädter Bürgermeister René Kirch: „Es gab im ersten Halbjahr 2023 und in den vergangenen Wochen intensive Gespräche mit den Bürgermeisterkollegen der Nachbarstädte, um unsere Standpunkte und Anregungen für den Stadtteil Dorndiel einzubringen. Ich bin den Nachbargemeinden dankbar, dass sie die Groß-Umstädter Sichtweisen nicht nur teilen, sondern aktiv sich damit beschäftigt haben und konkrete Zusagen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger Dorndiels vereinbart haben. Ein Erfolg der interkommunalen Zusammenarbeit, auch über Landesgrenzen hinweg.“
Erhöhter Abstand der Windkraftanlagen zur Wohnbebauung im Fokus
Um insbesondere die Belange des betroffenen Ortsteils Dorndiel aus der Stadt Groß-Umstadt ernst zu nehmen, wird hierbei unter anderem das gemeinsame Ziel definiert, die gesetzlichen Anforderungen an den Mindestabstand einzuhalten und zum Schutze der nächstgelegenen Eigentümer und Bewohner einen erhöhten Abstand (z.B. 1.200 m) einzuplanen.
Bürgerschaft soll an der finanziellen Wertschöpfung beteiligten werden
Allen kommunalpolitischen Gremien ist es wichtig, dass im Rahmen des späteren Baus und des Betriebes von Windkraftanlagen eine finanzielle Beteiligungsmöglichkeit für die Bürger der Standortgemeinden ermöglicht wird. Darüber hinaus sollen sich auch diejenigen Bürgerinnen und Bürger beteiligen können, die im unmittelbaren Einwirkungskreis der Windkraftanlage leben (z.B. Einwohner aus Dorndiel). Die Einzelheiten von möglichen Beteiligungsformen sollen parallel zur Entwicklung des Windkraftstandortes geprüft und kommunalpolitisch beraten werden. Die umsetzbarsten Lösungen sollen dann zum gegebenen Zeitpunkt der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Einbindung der politischen Gemeinde Groß-Umstadt
Den Standortgemeinden ist es wichtig, in guter interkommunaler Zusammenarbeit eine regelmäßige Einbindung der Stadt Groß-Umstadt zu erreichen, um die Belange aus Dorndiel entsprechend in die Entscheidungsfindungen einfließen zu lassen. Hierzu werden im Rahmen der Nachbarbeteiligung – wie bisher schon üblich – mit dem Bürgermeister René Kirch aus Groß-Umstadt feste Abstimmungstermine stattfinden. Ein Auftakttreffen wird zum Beispiel unmittelbar nach einer ersten Abstimmung des Auswahlgremiums der Standortgemeinden erfolgen.
Magistrat der Stadt Groß-Umstadt | Stabsstelle Gremien, Bürgerdialog und Presse | Markt 1 in 64823 Groß-Umstadt
Artikel im Main-Echo am 22.12.2023:
Vertreter der Gemeinden Schaafheim, Mömlingen und Großostheim unterzeichnen Absichtserklärung
Die Kommunen Schaafheim, Großostheim und Mömlingen haben die Absicht, einen gemeinsamen Windpark zu errichten und dazu gehört eine verbindliche, von allen unterzeichnete Absichtserklärung.
Allzu umfangreich ist das Papier nicht. Doch es enthält einige Punkte, die auch als versöhnliche Handreichung an die Gegner des Windparkprojekts verstanden werden können. Denn je konkreter das Vorhaben wurde, desto lauter wurde auch die Kritik. In allen Kommunen hatten sich in den vergangenen Monaten Bürgerinitiativen gebildet, ergänzt von einer Gruppe aus dem Groß-Umstädter Stadtteil Dorndiel. Das 500-Seelen-Dorf wird nicht nur von den Windkraftanlagen (WKA) des "Windparks Bachgau" betroffen sein, sondern zudem von sieben Windrädern, die im Wald westlich des Ortes von der Landesbehörde Hessenforst auf Groß-Umstädter Gemarkung gebaut werden. Die Stadt selbst wird auf dem "Binselberg" weitere drei WKA-Standorte entwickeln.
Ein Kritikpunkt aller Bürgerinitiativen sind die Abstände der Windräder zur nächsten Siedlung, und sie sind auch ein Punkt der Absichtserklärung. Gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 1000 Meter. Schaafheim, Mömlingen und Großostheim haben sich jedoch verpflichtet, eine Entfernung von mindestens 1200 Metern zu den Ortschaften einzuhalten. Damit orientieren sie sich an den WKA auf Groß-Umstädter Boden, die deutlich weiter von der Wohnbebauung entfernt sein sollen, als gesetzlich vorgeschrieben.
Noch lägen die Abstandspläne von Hessenforst knapp darunter, erklärte Groß-Umstadts Bürgermeister René Kirch (unabhängig). Hier gebe es noch Gesprächsbedarf. Doch die von der Stadt geplanten Anlagen würden die selbst auferlegten größeren Distanzen einhalten. "Wir wollen in jede Richtung und im Umfeld aller betroffenen Orte die Belange der dort wohnenden Menschen berücksichtigen", ergänzte Schaafheims Bürgermeister Daniel Rauschenberger. "Es wäre nicht gerecht und nicht nachvollziehbar, wenn Groß-Umstadts Windräder weiter von den Siedlungen wegrücken, während wir direkt auf die Grenze bauten."
Da sich durch die größeren Abstände die Fläche für den Windpark insgesamt verkleinert, dürfte sich auch die Anzahl der Windräder verringern. Mömlingens Bürgermeister Siegfried Scholtka spricht von acht bis zehn Anlagen. Wobei zehn das Maximum und nicht sehr wahrscheinlich sei. Sobald die von den Kommunen gebildete Vergabegruppe einen Projektentwickler ausgewählt hat, könnten Anzahl und Standorte genauer definiert werden.
Nicht nur die Kommunen wollen mit Stromgewinnung, Pacht und Gewerbesteuer Einnahmen generieren. Auch die Bürger sollen sich an dem Projekt beteiligen können und an den Erlösen finanziell partizipieren. Dadurch erhoffen sich die Bürgermeister eine höhere Akzeptanz auch bei den Kritikern. Doch einige Gegner, besonders aus den Schaafheimer und Großostheimer Ortsteilen Mosbach, Wenigumstadt und Pflaumheim kritisieren gerade den monetären Aspekt scharf. Sie sind der Ansicht, dass Teile des Waldes dem Profit untergeordnet, gar geopfert würden.
Roland Schuler, Großostheims amtierender Bürgermeister, erklärte dazu, dass viele Faktoren Einfluss auf die Standortwahl hätten. Neben den Abständen seien dies die Windhöffigkeit und ein möglichst geringer Flächenverbrauch durch gemeinsam nutzbare Zufahrten für die Anlieferung, den Bau der Windräder und der Stromtrassen. "Wir streben an, Windkraftanlagen möglichst auf Windwurfflächen zu errichten, also Flächen im Wald, die durch Stürme oder Schädlingsbefall bereits geschädigt sind. Wir wollen keinesfalls wertvolle Baumbestände roden."
In Großostheim gebe es bereits eine Energiegenossenschaft, an die ein Bürgerbeteiligungsmodell für den Windpark angegliedert werden könnte. Gleiches schlägt Siegfried Scholtka für Mömlingen vor. In seiner Gemeinde werde ein Solarpark anteilig über eine Genossenschaft finanziert.